Ich habe eine Leidenschaft, die die ganze Freude und das ganze Glück meines Lebens ausmacht, die einzige, die ich, wie ich behaupten kann, je gefühlt habe und die mit mir sterben wird. Ich weiß nicht, wie es möglich ist, so zu lieben, wie ich es tue. Meine Zärtlichkeit wächst, scheint mir, mit jedem Augenblick. Sie dient nur dazu, mich jetzt unglücklich zu machen denn ich bin gleichgültig gegen alles andere in der Welt und beständig in Furcht und Aufregung, die meine Ruhe stören. Ich fürchte immer, dass die Trennung mir bei Ihnen schadet aber Sie müssten sehr undankbar sein, wenn Sie fähig wären, mich zu vergessen, denn Sie werden niemals bei einer Frau so viel Liebe, Treue und Hingebung finden, als ich sie mein Leben lang für Sie haben werde. Ich hoffe, dass meine Gebete für Sie Erhörung finden. Ich bete so inbrünstig, dass ich mir mit dieser Hoffnung schmeichle. Sie machen mich ganz zu einer frommen Einsiedlerin. Ich bin sehr ärgerlich, dass ich Sie nicht sehen kann, und Sie haben wirklich allen Grund, zu sagen, dass es höchst unbequem ist zu lieben, wenn man getrennt ist. Ich empfinde es alle Tage, aber ich hoffe, mich für alle meine Qualen zu entschädigen, und wenn ich Sie erst einmal in meinen Armen halte, so müssen Sie sehr geschickt sein, wenn Sie mir entschlüpfen wollen. Wenn ich an den Augenblick denke, wann ich Sie wiedersehen werde, so bin ich in einem Freudenrausch, den nur der empfinden kann, der so liebt wie ich. Ich glaube, ich werde daran sterben; möge es Gott gefallen, es wäre so! Ach welches Entzücken, Ihnen zu zeigen, dass meine Zärtlichkeit jede andere übertrifft und dass ich Sie anbete. Ich werde Sie zu dem Geständnis zwingen, dass die Ihrige die meinige nicht erreicht, und Sie werden sich schämen müssen, so sehr geliebt zu werden und nicht ebenso wiederlieben zu können.

 

Sophie Dorothea von Hannover an Philipp Christoph von Königsmarck