Mein einziger Filippo! Wenn meine Reue mir die erbetene Verzeihung verschaffen könnte, so würde ich schon tausendmal Vergebung für den begangenen Fehler erlangt haben; da ich aber Euer Gnaden allzu schwer beleidigt habe, so zweifle ich daran, ob ich würdig bin, von Euch die so heiß ersehnte Verzeihung zu erhalten, um die ich wegen meines Vergehens bitten muß. Ich gestehe ein, allzu voreilig gefehlt und mich zu Unrecht beklagt zu haben, wo Ihr mir doch nur Liebes und Gutes erwiesen habt; da ich aber nicht den ganzen Brief gelesen hatte, geschah es, daß ich so erregt schrieb. Dafür bitte ich Euch kniefällig zu Euren allerheiligsten Füßen in aller Demut um Verzeihung, indem ich euch anflehe bei jener wahren, unsäglichen Liebe, die ich zu Euch hege, es möchte Euch gefallen, wieder gut und freundlich zu mir zu sein und keinen Groll mehr gegen mich im Herzen tragen; denn einen andern Gott als Euch allein, mein Herz, bete ich nicht an und kenne ich nicht. Darum laßt mich zu meiner höchsten Wonne Euer Antlitz wieder schauen und besitzen, ohne das ich nicht mehr leben kann. Und diese ganze Nacht und auch fürderhin werde ich nicht froh werden, bis der erhoffte Tag kommt, an dem mir Eure lautere Klarheit das Licht ihres ersehnten Glanzes zurückgibt. Komm daher, mein Geliebter, mein einziger Schatz, meine allersüßeste Hoffnung, mein wonniges Paradies, damit ich, erfreut und aufgerichtet durch Eure sehnlichst herbeigewünschte Gegenwart, wieder in Ruhe leben kann; denn ich finde Beruhigung nur in Euch, in dem ich all mein Heil suche. Gehab Dich wohl, vita mea! Morgen erwarte ich Dich in aller Frühe.

Camilla Da Pisa an Filippo Strozzi