Liebstes, bestes Weibchen!

Liebstes Weibchen, hätte ich doch auch schon einen Brief von dir! Wenn ich dir alles erzählen wollte, was ich mit deinem lieben Porträt anfange, würdest du wohl oft lachen. Zum Beispiel, wenn ich es aus seinem Arrest herausnehme; so sage: grüß dich Gott. Stanzerl! – Grüß dich Gott, Spitzbub – Krallerballer – Spitzignas – Bagatellerl – schluck und druck -. Und wenn ich es wieder hineintue, so lasse ich es so nach und nach hinunterrutschen und sage immer Nu – Nu – Nu – Nu!, aber mit dem gewissen Nachdruck, den dieses so viel bedeutende Wort erfordert, und bei dem letzten schnell: Gute Nacht, Mauserl, schlaf gesund! – Nun glaube ich so ziemlich was dummes (für die Welt wenigsten) hingeschrieben zu haben, für uns aber, die wir uns so innig lieben, ist es gerade nicht dumm. – Heute ist der sechste Tag, dass ich von dir weg bin, und bei Gott, mir scheint es schon ein Jahr zu sein. – Du wirst wohl oft Mühe haben, meinen Brief zu lesen, weil ich in Eile und folglich etwas schlecht schreibe. – Adieu, liebe Einzige – der Wagen ist da … Lebe Wohl und liebe mich ewig so wie ich dich; ich küsse dich Millionen Mal auf das Zärtlichste und bin ewig dein dich zärtlich liebender Gatte

W. A. Mozart

 

Wolfgang Amadeus Mozart an seine Frau | Dresden, 13. April 1789