Allergnädigster Filippo! Wenn meine Liebe zu Euch etwas anderes begehre als Eure Gunst und süße Zuneigung, dann könnte ich ebensogut wie die anderen, je nachdem mich das Verlangen danach erfasste, Geschenke und Gaben wünschen, annehmen und begehren. Da aber meine Liebe in allen Stücken vollkommen, aufrichtig und von Herzen kommend ist, so will ich Euch in der gegenwärtigen Zuschrift keinen Beweis liefern, der dem Eindrucke meiner Ergebenheit und Treue widerspäche; denn wie Ihr selbst bezeugen könnt, ist mein Sinn nicht auf solche Dinge gerichtet, und wenn Ihr meinetwegen Verdruß, Ärger und Unkosten gehabt habt, so tut mir das von Herzen leid, und ich wollte mit Freunde alle Unannehmlichkeiten ertragen, nur damit Ihr nicht darunter zu leiden hättet.; meine Kräfte reichen jedoch ohne Eure Hilfe nicht aus. Daraus könnt Ihr ersehen, daß das, was ich zur Notdurft des Lebens brauche, nie von mir verschmäht wird, und Eure Wohltaten sind heute in meinem Herzen stärker versiegelt und tiefer eingegraben als am ersten Tage. Da aber die zehn Dukaten, die Ihr geschickt habt, überflüssig sind und wir sie durchaus nicht nötig haben, so schicke ich sie Euch zurück, nicht aus Unhöflichkeit, auch nicht, weil nicht alles was von Euch kommt, uns willkommen wäre, sondern nur, weil wir sie nicht brauchen, indem ich Euch bitte, sie freundlich annehmen zu wollen. Wenn ich sie öfter zurückschicken müßte, so würdet Ihr mir nur größere Umstände verursachen; denn wir würden sie auf keinen Fall Annehmen, da es doch unrecht wäre, sie zu nehmen, wenn wir keine Verwendung dafür haben. Ich verspreche Euch jedoch, daß , wenn wir je etwas brauchen sollten, ich sie mit derselben Unbedenklichkeit zurückverlangen würde, wie ich dies früher getan habe. Das werdet Ihr doch aus Erfahrung wissen, daß ich nicht geneigt bin, mir etwas abgehen zu lassen, wenn ich einen solchen Schatzmeister wie Euch habe, auf dem all unsere Hoffnung beruht. Beatrice ist nicht schwer erkrankt; das Fieber hatte nachgelassen, doch ist vor drei oder vier Tagen ein Rückfall eingetreten, der aber keine ernsten Folgen gehabt hat. Ich lasse ihr alle Pflege zuteil werden, und es geschieht das Menschenmögliche für sie, was auch nicht mehr als Liebespflicht ist; habt daher keine Sorge, daß es ihr an Wartung und Pflege fehlen könnte. Und wie gesagt, wir nehmen Eure freundlichen Anerbietungen nicht kaltsinnig entgegen, sondern mit derselben warmen Gesinnung, in der Ihr sie uns gemacht habt; augenblicklich haben wir aber noch genug Geld. Nehmt daher die zehn Dukaten um unserer Liebe willen wieder, wenn Ihr uns einen Gefallen erweisen wollt; sonst schicken wir sie bei der ersten sich bietenden Gelegenheit zurück. Seid jedoch versichert, daß, wenn wir je Geld brauchen, wir uns ganz ungeniert an Euch wenden werden. Sonst wüßte ich weiter nichts von Belang. Ich stehe Euch gänzlich zu Diensten. Lebt wohl, die Beatrice läßt sich Euch empfehlen.

Camilla Da Pisa an Filippo Strozzi