Liebesbriefe

Das Weib an den Geliebten

„Du liebster unter allen Lieben! Wäre ich erfüllt vom Geiste des Maro und strömte aus mir die Redekunst des Cicero oder eines anderen großen Redners, oder etwa eines rühmlichen Reimers, ich müsste mich doch zu schwach bekennen, deiner schön gefeilten Rede ebenso zu antworten. Lache mich darum nicht aus, wenn ich für meinen Theil etwas vorbringe, weniger zierlich als ich möchte. Du fühlst doch innig mit mir, was ich in meinem Gemüt trage. Es ist...

Mehr

Ich weiß dir nichts zu schreiben

Ich weiß dir nichts zu schreiben, weil M. Philipps sampt den Andern selbst heim kommen. Ich muß länger hie bleiben umb des frommen Fürsten willen. Du magst denken, wie lange ich hie bleiben werde, oder wie du mich los machst. Ich halt, M. Franciscus wird mich wieder los machen, wie ich ihn los gemacht habe, doch nicht so balde. Gestern hatt ich einen bosen Trunk gefasset: da mußt ich singen. Trink ich nicht wohl, das ist mir leid, und thäts so...

Mehr

Ich war in den letzten Tagen

Ich war in den letzten Tagen in einem fieberhaften Zustand. Diese gewaltsame Spannung hat nun nachgelassen, und ich fühle mich recht herzlich krank und matt. Ich habe es selbst nicht geglaubt, dass ich so ganz dir angehöre, alle meine Gedanken sind unwillkürlich an dich gerichtet, mich verzehrt die heiße Sehnsucht, dich wiederzusehen… Verzeih, dass dieser Brief so unglaublich töricht wird, ich weiß dir nichts zu schreiben, als dass du mir...

Mehr

Ihr Schweigen macht mich krank

Ihr Schweigen macht mich krank. Ich mache Ihnen durchaus keinen Vorwurf, aber ich leide, und es kostet mir Mühe, mir einzureden, dass ich bei einem auf beiden Seiten gleichen Interesse vier Wochen lang ohne einen Brief von Ihnen sein könne. Was ist Ihnen denn die Freundschaft wert, wenn sie sich so leicht von ihr losmachen? Mein Gott, wie glücklich sind Sie! Ein Kaiser, ein König, eine Truppenschau, ein Feldlager – und Sie vergessen, dass ich...

Mehr

Verzeihen Sie den öden Brief!

Verzeihen Sie den öden Brief! Es ist ein eiliger! – Der Perlenfischer sinkt bklommen in das ungeheure Meer, mit verbundenen Ohren und Lippen, und die Masse drückt ihn blutig – aber drunten, unter Ungeheuern, findet und holt er die reinen lichten Perlen. – So, edle Seele, sendet dich ein höherer Geist in das dunkle schmutzige Meer des Leben, unter so viele im Schlamm lauernde Raubtiere herab, damit du die Perlen, die oft Tränen gleichen,...

Mehr